News vom: 31.05.2010
Wunschlos glücklich, wer wäre das nicht gerne? Aber dass das mit
dem Glück nicht immer so einfach ist, zeigten Jo van Nelsen und
Thorsten Larbig bei einem Chanson-Abend im Forum Friedrichsdorf.
Taunus Zeitung - 31.05.2010 Artikel von Klaus Späne
Köppern. Dass Musik nicht nur ein akustisches, sondern auch ein
optisches Erlebnis sein kann, beweist Jo van Nelsen. Dieser Mann
versteht es einfach, Worte in Mimik und Gestik umzusetzen. Da erzählt
er mit süffisantem oder gar diabolischem Gesichtsausdruck, dann faltet
er fast andächtig die Hände vor dem Mikro; ein anderes Mal stolziert
er mit lässig über die Schulter geworfenem Jacket über die Bühne; dann
wieder schließt er die Augen und scheint eingeschlafen, um dann jäh
wieder aufzuschrecken. Meist aber strahlt er einfach von der Bühne
herab und verbreitet gute Laune. Kein Zweifel, Jo van Nelsen ist ein
Meister, wenn es darum geht, sich der Klaviatur der emotionalen und
körperlichen Ausdrucksmöglichkeiten zu bedienen. Das zeigt er auch
beim Musikkabarett «Wunschlos glücklich», das er mit seinem
kongenialen Partner am Flügel, Thorsten Larbig, auf einer
Benefizveranstaltung des Lions Club Friedrichsdorf im Forum in Köppern
aufführt. Allein der Titel des Programms ist ja geradezu eine
Steilvorlage für van Nelsen, schließlich ist das Multitalent als
Schauspieler, Chansonsänger und Regisseur unterwegs. Glückspilze und
andere Aber zurück zum Glück, dessen bunte Facetten van Nelsen und
Larbig vor rund 250 Besuchern mit ihren Chansons beleuchten.
«Eigentlich leben wir im Glücks-Zeitalter», verkündet der 41-Jährige
gebürtige Bad Homburger zu Beginn und erzählt die Geschichte von Hans
im Glück, der einen Goldklumpen erhält, jedoch am Ende mit nichts nach
Hause kommt. Das sei vergleichbar mit heute, sagt van Nelsen. «Dank
Bankenkrise sind wir endlich all unsere schweren, niederdrückenden
Goldklumpen los.» In ihrem musikalischen Streifzug durch die Welt des
Glücks oder was man dafür hält, geht das Duo bis in die Kindheit
zurück, in die Zeit der ersten Berufsträume. Nicht fehlen darf
natürlich der «glücklichste Tag im Leben einer Frau – die
Eheschließung» oder die Mär vom «glücklich bis ans Lebensende». Ein
«Irrglauben» sei das, «hysterisch und entbehrlich», spottet van Nelsen
in dem Chanson «Nummer 9», um dann Minuten später in der Ballade
«Geliebtes» ganz in die Gefühlsromantik einzutauchen. Generell zeigt
das Duo in seinen Chansons und auch in den espritvollen Dialogen
dazwischen, dass Kabarett nicht nur aus Comedy besteht, sondern auch
nachdenkliche Momente haben kann. So etwa in den Stücken «Senil am
Nil» oder «Wie wird’s dann wohl sein», wo van Nelsen mal als zittriger
Tattergreis über die Bühne stolpert oder nachdenklich darüber
sinniert, wie es denn im Alter ist, «wenn alle anderen gegangen sind».
Zum Schluss noch die Aufforderung ans Publikum: «Das Leben möchte vor
allem gelebt und nicht versichert werden.» Und das schien am Ende des
Abends wirklich wunschlos glücklich zu sein – zumindest vorübergehend.
Und das ist ja auch schon was.