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Saalburgkonzert: Ekstatisches Spiel auf der Stradivari

Friedrichsdorf. „Vinum et musica – Mit allen Sinnen genießen" lautete das Motto beim 37. Saalburg-Konzert des Lions Clubs Friedrichsdorf-Limes, das am Wochenende rund 900 Klassik-Fans begeisterte. Außergewöhnlich fiel das Programm der Benefizveranstaltung aus, denn auf den Notenblättern des hessischen Landesjugendsinfonieorchesters (LJSO) fanden sich diesmal ausschließlich Werke skandinavischer Komponisten.

(von Dieter Becker - Taunus Zeitung vom 22.09.2014)

Die beiden finnischen Musikgenies Einojuhani Rautavaara und Jean Sibelius standen im Mittelpunkt des Saalburg-Konzerts, das seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Kultur-Events in der Region zählt. Der besondere Charme der Benefizveranstaltung, deren Erlöse seit jeher sozialen und kulturellen Zwecken zugute kommen, ist sowohl dem Aufführungsort als auch der Qualität der künstlerischen Leistungen geschuldet. So ist es dem Lions Club Friedrichsdorf-Limes gelungen, mit dem stimmungsvoll illuminierten Innenhof, der prächtigen „Principia" (dem Stabsgebäude des Römerkastells) und der künstlerischen Brillanz des LJSO Hessen eine aus ästhetischer Sicht einzigartige Symbiose zustande zu bringen. Unbändige Spielfreude ist das Hauptmerkmal der LJSO-Nachwuchsmusiker im Alter zwischen 13 und 22 Jahren, die unter der Leitung ihres Chefdirigenten Nicolás Pasquet zunächst einmal Rautavaaras Werk „Cantus Arcticus" zum Besten gaben. Den Auftakt der Komposition, die den Untertitel „Konzert für Vögel in der Arktis und Orchester" trägt, markierte fröhliches, in der finnischen Heimat Rautavaaras aufgenommenes Vogelgezwitscher.

Während sich jedoch die Querflöten eingangs noch um eine sinnliche Begleitung der Schwanenrufe mühten, dominierten schon bald die dissonant und unversöhnlich anmutenden Blechbläser. Im zweiten Teil „Melancholie" besänftigten kaum hörbare Violinen den bunten Akkord. Allerdings nur so lange, bis sich im „Zug der Schwäne" ein wildes Durcheinander aus Vogelschreien, wirr agierenden Blechbläsern und bedrohlichen Violinen Bahn brach. Das Werk gipfelte in einem eruptiven Chaos, das dem Publikum mit dem Verschmelzen der Rhythmen der Natur mit den Klängen des Orchesters die Ganzheitlichkeit des Seins vor Augen führte.

Eine grandiose künstlerische Leistung gelang dem LJSO auch mit Jean Sibelius’ „Konzert für Violine und Orchester in d-Moll" (opus 47), bei dem der Solo-Violinist Tobias Feldmann eine herausragende Rolle spielte. Der junge Musiker hat bereits mit zahlreichen renommierten Künstlern zusammen gearbeitet und etliche Wettbewerbspreise gewonnen. Zu Recht, wie er mit unbezähmbarer Leidenschaft und virtuosem Spiel unter Beweis stellte. Das unruhige, von zahlreichen Höhepunkten getragene Werk imponierte durch seine raschen Wechsel aus kraftvoll-dynamischen, bisweilen sogar brachialen Passagen und bedächtigen Anteilen, die sowohl das LJSO als auch Feldmann meisterlich inszenierten.

Beinahe ekstatisch widmete sich der Solist seinem Spiel, das sich perfekt in die Performance der Orchestermusiker einbettete. So brodelte nicht nur die Atmosphäre außerhalb des Konzertsaals, wo während der Veranstaltung schwere Gewitter tobten, sondern auch die Atmosphäre in der Principia. Seine Stradivari aus dem Jahr 1703, ein Leihinstrument aus dem Besitz der Bundesrepublik Deutschland, hat sich dieser Virtuose redlich verdient. Den Abschluss des Abends bildete die „Sinfonie Nr. 1 e-Moll" op. 39, die von Sibelius’ Unruhe und Rastlosigkeit zeugte und deren atemberaubende Dichte das Orchester bravourös in Szene setzte.

In seinen Grußworten wies der Präsident des Lions Club Friedrichsdorf-Limes, Jens Witte, auf die Verwendung der Erlöse aus den Saalburg-Konzerten hin. Demzufolge werden mit Hilfe der Gelder Einzelbetreuungen für Demenzkranke im Alten- und Pflegeheim „Haus Dammwald" ermöglicht, die „Projektklassen 2000" zur Sucht- und Gewaltprävention in den Grundschulen der Stadt Friedrichsdorf finanziert und das Rhein-Main-Jugendorchester sowie die Musikschule Friedrichsdorf gefördert. Darüber hinaus unterstützen die Lions weitere soziale und kulturelle Einrichtungen sowie in Not geratene Bürger.