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Taunuszeitung: Brillant und britisch

News vom: 15.08.2011

Artikel der Taunuszeitung (15.08.2011) zum Saalburgkonzert 2011.
Geschrieben von Dieter Becker. 

Saalburgkonzerte begeistern über 1000 Musikfreunde
Britten, Walton und Dvorak standen auf dem Programm: Eine hinreißende Aufführung präsentierte das Landesjugendsinfonieorchester Hessen auf der Saalburg. Der Lions Club Friedrichsdorf/Limes hatte dazu eingeladen.

Friedrichsdorf. "Very british" präsentierte sich am Freitag und Samstag das 34. Saalburg-Konzert des Lions Club Friedrichsdorf/Limes in der Principia des Römerkastells. In dem wiedererbauten Stabsgebäude lieferten das Landesjugendsinfonieorchester Hessen (LJSO) und die Viola-Solistin Peijun Xu mit Werken von Benjamin Britten, William Walton sowie Antonin Dvorák eine brillante Vorstellung ab.

Insgesamt waren mehr als 1000 Gäste der Einladung des Lions Club gefolgt, um sich im historischen Ambiente der Saalburg dem Kulturgenuss hinzugeben. Der neue Lions-Präsident Marc-René Rompel begrüßte die Besucher charmant. Und einmal mehr erwies sich das Veranstaltungsmotto "vinum & musica" (lateinisch für "Wein und Musik") als unschlagbares Erfolgsrezept für einen der bedeutendsten Kultur-Leuchttürme im Hochtaunuskreis.

Auf dem schlicht "Englisch" überschriebenen Programm standen zunächst die Zwischenspiele "Four Sea interludes" aus der Oper "Peter Grimes", in der sich der Komponist Benjamin Britten mit dem Kampf des Einzelnen mit der ihn umgebenden Gruppe auseinandersetzt. Die Handlung des Bühnenwerks: Nachdem ein Lehrling des Außenseiters Grimes bei einem Unfall zu Tode kommt, bezichtigen die Dorfbewohner den Meister zu Unrecht des Mordes. Der Beschuldigte zerbricht an der Situation und wählt letztlich den Freitod, indem er in einem Boot in See sticht und danach nie wieder gesehen wird.

In der musikalischen Umsetzung des Stoffes entschied sich Britten für ein ausdrucksstarkes, dynamisches Werk, das sowohl die Dramatik des Bühnengeschehens als auch die Gefahren der unbändigen See wiederspiegelt. Deutlich wird das bereits im ersten Zwischenspiel "Dawn" (Morgendämmerung), das zwar heiter mit Violinenklängen beginnt, dafür aber – einem markant platzierten Bläser-Satz sei Dank – umso rascher bedrohliche Züge annimmt.


Grandios

Ein noch finsteres und dynamischeres Bild zeichnet der "Sunday Morning", in dem die zunehmende Feindseligkeit der Dorfgemeinschaft gegenüber Grimes thematisiert wird. Hierzu tasteten sich die Geigen bis an die Grenzen des hörbar Erträglichen heran, um anschließend von den besänftigenden Tönen der Bratschen und der Celli und sogleich vom gesamten Orchester "eingefangen" zu werden. Auch in der dritten Interlude "Moonlight Rising" (Mondaufgang) brodelt der Konflikt noch unter der Oberfläche, ehe er sich im "Storm" mit einem Paukenschlag entlädt und in wildem Getöse Bahn bricht. Spätestens an dieser Stelle stockte dem Publikum der Atem, das ein Sinfonieorchester in rasendem Aufruhr und ein grandioses Finale mit Pauken und Trompeten erlebte, dessen Widerhall die Principia sprichwörtlich zum Beben brachte.

Sanfter gab sich dagegen das Konzert für Viola und Orchester (C 22) von William Walton, bei dem die aus Shanghai stammende Viola-Solistin Peijun Xu für Begeisterung sorgte. Das Werk präsentierte sich anfänglich mit einem gefälligen "Andante comodo", bevor Xu mit ihren unbändigen Variationen im "Vivo con molto preciso" zu mehr und mehr Dynamik herausforderte. Das anarchische Spiel der Bratsche spornte die Orchestermusiker zu einem geradezu orgiastischen Aufbegehren an, das jedoch nur vorübergehend auf den Pfad der Tugend zurückführte und stattdessen immer wieder in einem unendlich scheinenden energiegeladenen Melodienkosmos mündete. Xus ebenso präzises wie gefühlvolles Spiel und ein fulminantes, kraftstrotzendes Finale blieben nicht ohne Wirkung, und so überraschte die Bratschistin das begeisterte Publikum in einer Solo-Zugabe mit einer Händel-Variation.

Als "Balsam für die Seele" erwies sich die Sinfonie Nr. 8 in G-Dur opus 88 (auch die "Englische" genannt), die Antonin Dvorák mit der für ihn typischen Prachtfülle versehen hat. Das LJSO gefiel in wechselnden Tempi, die von tänzelnder Leichtigkeit über sanftes Frohlocken bis hin zu majestätischer Anmut reichten, und zeichnete sich überdies durch seine enthusiastische Spielfreude aus. Dabei ließen es die Jugendlichen unter der Leitung von Nicolás Pasquet und Clemens Schuldt an keiner Stelle an Disziplin und Genauigkeit missen, so dass ihnen die Zuhörer am Ende drei Zugaben abtrotzten.

Übrigens: Wie stets wurde auch diesmal der Reinerlös des Saalburg-Konzerts wohltätigen Zwecken zugeführt. Dafür hat der Lions Club Friedrichsdorf/Limes bereits mehr als 500 000 Euro gesammelt, die unter anderem der Suchtprävention und der musischen Förderung von Kindern zugute kommen.

Quelle: http://www.fnp.de/tz/region/lokales/vordertaunus/brillant-und-britisch_rmn01.c.9128954.de.html