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Usinger Anzeiger: Verneigung vor großen Nachwuchstalenten

WEHRHEIM - (isa). „Seit nunmehr 37 Jahren zeichnen sich die Saalburg-Konzerte durch drei herausragende Merkmale aus: Ihren Erlös verwendet der Lions Club Friedrichsdorf-Limes für wohltätige Zwecke, sie bieten eine unnachahmliche Atmosphäre in den Mauern des Römerkastells und schließlich bringen die Programmgestalter immer eine kongeniale Mischung aus bekannten Stücken und aus Raritäten der Musikliteratur zu Gehör.“ So bewarb der Förderverein des Lions Clubs Friedrichsdorf-Limes sein traditionelles Saalburg-Konzert und wie sich am Freitag und Samstag herausstellte, wurde tatsächlich nicht zu viel versprochen. Auch Lions-Präsident Jens Witte, der die Konzertbesucher begrüßte und einen Musikgenuss allererster Güte ankündigte, sollte absolut recht behalten. „Das Konzert wird wieder von dem aus Schülern bestehenden Landesjugendsinfonieorchester Hessen gestaltet. Damit verfolgt der Lions Club weiterhin sein Ziel, im Saalburg-Konzert jugendlichen Musikern einen öffentlichen Auftritt zu ermöglichen“, erklärte Witte.

Die an beiden Konzertabenden insgesamt rund 900 Konzertbesucher zeigten sich mehr als begeistert und der Applaus schien gar kein Ende nehmen zu wollen. Die jungen Musiker zwischen 13 und 22 Jahren boten unter der Leitung des Dirigenten Nicolás Pasquet nicht nur ein sehr anspruchsvolles und mit einigen überraschenden Momenten gespicktes Programm; sie hatten selbst offenbar sehr großen Spaß an ihrem Tun. Bemerkenswert die scheinbare Leichtigkeit des Zusammenspiels aller Instrumente in den verschiedensten Passagen und die dabei oft strahlenden Gesichter der jungen Musiker. Neben dem Hörgenuss war es so für die Besucher auch eine Freude, den Musikern zuzuschauen, die sich untereinander immer wieder zulächelten oder teils auch ganz in der Musik aufzugehen schienen.

Dass auch die Beziehung zu ihrem musikalischen Leiter und Chefdirigenten Nicolás Pasquet eine sehr gute zu sein scheint, wurde deutlich, als sie mit rhythmischem Klopfen und Stampfen ihren Mentor immer wieder auf die Bühne holten. Doch Nicolás Pasquet zeigte sich galant und bescheiden, er selbst applaudierte seinen Schützlingen und stellte sie mit einer herzlichen Geste in den Vordergrund. Auch Solist Tobias Feldmann (Violine), mehrfacher Preisträger und international ausgezeichneter und viel beachteter Musiker, wurde nicht nur vom Publikum gefeiert: Nicolás Pasquet verneigte sich vor dem 23-jährigen Nachwuchstalent.

Dieser dynamische Wechsel zwischen dem virtuosen Geigenspiel Tobias Feldmanns und dem Landesjugendsinfonieorchester, das wiederum in sich ein harmonisches Zusammenspiel bot, diese Kontrapunkte der Bässe und Celli und nicht zuletzt die dramatische Steigerung bis zu einem fulminanten Höhepunkt, rissen das Publikum zu spontanem Zwischenapplaus und Bravorufen hin. Kein Wunder, dass Feldmann nicht ohne eine Zugabe von der Bühne gelassen wurde. Zusammen mit dem Cellisten David spielte, nein zupfte, Feldmann Jean Sibelius’ erstes Werk, das der finnische Komponist bereits im zarten Alter von acht Jahren geschrieben hat.

Überhaupt war das Saalburg-Konzert zwei großen finnischen Komponisten gewidmet. „Cantus Arcticus, op.61“, ein Konzert für Vögel und Orchester von Einojuhani Rautavaara war gleich zu Beginn des Konzerts ein überraschender Einstieg. Schon die Einspielung der Bandaufnahmen von Vogelstimmen, die von den jungen Musikern wundervoll in ihrem Spiel aufgegriffen wurden, zauberten bei so manchem Zuhörer einen erstaunten und gleichzeitig amüsierten Ausdruck aufs Gesicht, was wiederum bei den Sinfonikern ein amüsiertes und ob der gelungenen Überraschung zufriedenes Lächeln hervorrief.

Im zweiten Teil des Konzerts gab es Jean Sibelius’ Sinfonie Nr.1, e-Moll, op.39 zu Gehör. Ganz im Sinne von Sibelius folgte diese Sinfonie im Aufbau einer gewissen Strenge und Logik, die einen inneren Zusammenhang zwischen allen Motiven schaffte. So wurde ein Spannungsbogen erzeugt, ganz ähnlich wie bei einer gelungenen Erzählung, wobei die Dramaturgie immer wieder Raum für sanfte Passagen bot, nur um hernach umso dramatischer alles von den Musikern abzuverlangen. Die Zugabe, vier Sätze von Igor Strawinsky, bildete einen perfekt passenden, leichten und fröhlichen Abschluss.